Achtsamkeit im Alltag
Bewusst leben - mehr und besser fühlen
In diesem Artikel erfährst Du, wie Dir Achtsamkeit im Alltag helfen kann, leichter zu leben, Dich mehr zu fühlen und zu verstehen und auf Dich zu achten. Alles, was wir dafür brauchen ist Bewusstheit. Doch das ist oft gar nicht so leicht und kommt vor allem nicht von alleine! 🙂
Achtsamkeit im Alltag ? Unsere (Un-)Achtsame Wahrnehmung im Tagesablauf
Es gibt viele Momente in unserem Alltag, in denen wir gar nicht merken, was wir machen. Viele unserer Handlungen laufen unbewusst ab. Und auch von dem, was um uns herum geschieht, nehmen wir nur einen Bruchteil bewusst war. Warum das so ist und wie wir es ändern können, erfährst Du in diesem Artikel.
Selektive Wahrnehmung ist ganz natürlich und wichtig
Das wir nicht alles mitkriegen, was um uns herum oder auch in unserem Körper passiert, ist von der Natur schon gut arrangiert!
Denn angenommen ich würde jetzt in dem Moment, in dem ich hier sitze und schreibe, alle meine Körperfunktionen bewusst spüren: meinen Herzschlag, wie voll oder leer meine Blase gerade ist, wie meine Leber arbeitet, wie mein Essen verdaut wird, meinen Atem, jeden Millimeter meiner Haut, und so weiter.
Und dazu kämen dann noch alle Eindrücke aus der Umwelt um mich herum: Das Geräusch der Heizung, das Ticken der Uhr, alles, was vor mir auf dem Tisch liegt (die Stifte, Büroklammern, Tesafilm, Notizblöcke, Locher, Drucker, Tasse, Schere, Papier, Notizen, Reklame, etc.), die Geräusche der anderen Leute im Haus, die Nachbarn auf der Terrasse, der Rasenmäher zwei Grundtücke weiter, die Geräusche meines Mannes beim Essen, die Bilder an der Wand, die Blumen auf der Fensterbank, die Farben der Wand und der Gardinen, die Bewegungen der Blätter des Baumes vor dem Fenster.
Wenn ich das alles gleichzeitig und ungefiltert wahrnehmen würde, während ich versuche, mich auf meine Aufgabe des Schreibens zu konzentrieren, dann wäre ich damit schlicht überlastet.
Es ist also gut, dass unser Gehirn selektiv wahrnimmt und sich auf bestimmte Dinge konzentriert, sodass ich jetzt zum Beispiel schreiben kann, obwohl es in der Umwelt um mich wahnsinnig viel zu sehen und zu erleben gibt. Soviel erst einmal zum Nutzen der selektiven Wahrnehmung.
Vom automatisierten Rennen zum bewussten Fokus
Nun kommt es aber öfter vor, dass wir ganz und gar in einen automatisierten Modus verfallen. Dass wir weder bewusst das tun, was wir tun, noch wahrnehmen, wie es uns gerade dabei geht. Wenn wir uns nun daran gewöhnen, längere Zeit in diesem unbewussten Status herumzudümpeln (wobei dümpeln gar nicht das recht Wort ist, da wir dabei ja viel zu tun haben und oft ganz schön am rennen sind), wird es für uns schwierig, da wieder herauszukommen.
Das ist ein bisschen wie eine Trance beim Marathon. Wir rennen und rennen. Immer weiter. Und so kann es sein, dass wir schon eine ganze Weile rennen und gar nicht merken, dass unsere Füße mittlerweile Blasen haben, dass unser Körper dringend Wasser und eine Pause braucht. Irgendwann wird uns vielleicht schwindelig und wir bleiben einen Moment stehen. Erst dann merken wir, wie sehr wir schnaufen, wie unser Herz rast, unser Körper sich nach einer Erfrischung sehnt. Wenn unser Körper uns signalisiert: “Ich kann nicht mehr.” Ist es höchste Zeit eine Pause zu machen!
Vor ein paar Jahren ist es mir öfter passiert, dass ich im Autopilotenmodus und gestresst auf dem Weg zur Arbeit war. Gehetzt lief ich bei Schneeregen und mit offener Jacke vom Mitarbeiterparkplatz zur Klinik, die Tasche achtlos und unbequem über die Schulter geworfen.
Eines Tages stellte ich das erschrocken fest. Ich blieb stehen und nahm mir die 20 Sekunden Zeit, meine Jacke zuzumachen und für eine bequemere Trageart der Tasche zu sorgen. 20 Sekunden! Und genau die machen den Unterschied.
Immer wieder innehalten
“Ich bin keine Maschine; ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut.” – Tim Bendzko
Indem ich diese kleine Entscheidung treffe, immer wieder achtsam zu sein in meinen Tagesablauf, durchzuatmen und mich zu fühlen, meine Gedanken wahrzunehmen, ohne über sie zu urteilen, habe ich gleichzeitig die Gelassenheit in mir entdeckt.
Frag meine Freunde. Von dieser Gelassenheit war früher deutlich weniger zu sehen. Und ich habe die letzten 15 Jahre damit verbracht, sie zu suchen. Am Anfang dachte ich, wenn ich die Gelassenheit zulasse, dann gehe ich kaputt, wie eine Maschine. Sie ist entweder an oder aus. Wenn ich aufhöre zu rennen, dann bleibe ich stehen. Dann geht nichts mehr. Dann ist mein Uhrenwerk defekt. Aber so ist es gar nicht.
Heute weiß ich, dass ich auch gelassen voran komme: Manchmal renne ich (bewusst mit hohem Tempo), manchmal mache ich langsam und manchmal nehme ich mir auch einen Moment oder einen Tag und ruhe mich aus. – Je nachdem, wie ich mich fühle.