Diplom Psychologin Ulrike Duke innere Zerrissenheit überwinden inneres Team in der Systemischen Therapie

Die innere Zerrissenheit überwinden - das Innere Team in der Systemischen Therapie

Gastbeitrag von Assistentin Sandra
Kennst Du das auch, Du planst Dir etwas Gutes zu tun – einen Ausflug in die Natur oder einen handyfreien Nachmittag mit einem guten Buch – und dann… dann kommen Gedanken, die Einwände und Verpflichtungen auflisten, oder es sagt eine innere Stimme, die der Deiner Mutter ähnelt, das man dies nicht macht, und auch kritisierende oder sogar abwertende Gedanken melden sich zu Wort. Oft ist das Ende vom Lied, Du lässt deinen schönen Plan fallen, fühlst Dich dabei schlecht oder total gestresst und verurteilst Dich dafür …. Das muss so nicht sein!
 
Die Persönlichkeit des Menschen ist weder eindimensional noch simple. So arbeitet die Psychologie schon seit langem mit dem Modell, dass die innere Wirklichkeit eines Menschen nicht nur ein einziges Ich hat, das ein homogenes Ganzes ist, sondern aus einem Inneren Team von Persönlichkeitsanteilen besteht mit unterschiedlichen Funktionen, die zu verschiedenen Zeitpunkten zum Einsatz kommen. 
Der amerikanische Psychiater Berne stellte in seiner Transaktionsanalyse die zwischenmenschliche Kommunikation in den Mittelpunkt, die verbal aber auch nonverbal in Form von Gestik, Mimik und Körperhaltung erfolgen kann. Er entdeckte, dass in jedem Menschen ein ego image (Ich-Zustand) aus der Kindheit steckt und unterschied später den Ich-Zustand aus der Kindheit vom Erwachsenen-Ich und dem Eltern-Ich. Laut seiner Theorie ist unsere Kommunikation abhängig von diesen Ich-Zuständen, die auch Persönlichkeitsanteile genannt werden. Neben anderen psychotherapeutischen Schulen hat auch die Systemische Therapie diesen Grundgedanken aufgegriffen und arbeitet mit  Persönlichkeitsanteilen. Dabei besteht das Bild des Inneren Teams, in dem  diese verschiedenen Persönlichkeitsanteile zusammenarbeiten um den Alltag und das Leben möglichst gut zu bewältigen.

Aber was sind Persönlichkeitsanteile und das Innere Team?

Persönlichkeitsanteile spiegeln die Lebenserfahrungen eines Menschen wider, seine Sozialisation sowie die Meinung von Eltern, Freunden und Lebenspartnern oder die Werte der Gemeinschaften, denen er sich zugehörig fühlt. Es sind keine realen Menschen, sondern Energien des Ichs und können als solche nicht unabhängig existieren sondern nur im Rahmen des Inneren Teams, sie bewohnen gemeinsam einen Körper.
 
Dabei besitzt jeder Anteil seine eigenen Gefühle, Erinnerungen, Körperempfindungen, Verhaltensweisen und Phantasien, sowie auch  Bedürfnisse, Wünsche und Träume. Die Persönlichkeitsanteile stehen in einem Inneren Team zueinander, so dass sie im Dialog miteinander sind und Informationen austauschen und Ziele gemeinsam verfolgen. Sie sind somit bewusst, integriert und auch regulierbar. Gleichzeitig verfügen wir auch über einen inneren Kern, der in der Lage ist, all die unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile zu führen. Auf diese Weise entsteht das Gefühl des Einklangs mit den Anteilen und der Gesamtpersönlichkeit. 
 
Es kann aber auch sein, dass es im Inneren Team Persönlichkeitsanteile gibt, die untereinander uneinig sind oder nicht genügend kommunizieren und kooperieren, so dass es zu großen innerpsychischen Spannungen und dem Gefühl der Inneren Zerrissenheit kommt. 
 
Das können Persönlichkeitsanteile sein,
  – die in der Vergangenheit stecken geblieben sind, z.B. in einer in der Kindheit erlernten Rollen verhaftet sind oder in einer traumatischen Situation;
– die durch negative Erfahrungen überfordert sind und nicht mehr funktionstüchtig sind;
– die immer im Konflikt mit einem anderen Persönlichkeitsanteil stehen;
– die entstehen wenn ein Mensch ein Trauma erlitten hat, und die sich nicht in das Innere Team integrieren lassen und sich abspalten und somit dem bewussten Ich nicht mehr zugänglich sind
 
Vorallem die abgespaltenen oder ins Unbewusste verdrängte Persönlichkeitsanteile können eine destruktive Eigendynamik entwickeln und zu kräftezehrende inneren Widerständen und Zuständen der inneren Zerrissenheit führen. Folgen dieses Belastungszustands können Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen und Süchte und Posttraumatische Belastungsstörungen sein.

Die Arbeit mit dem Inneren Team in der Systemischen Therapie

 Nicht immer arbeiten alle Persönlichkeitsanteile im Inneren Team harmonisch miteinander. Je nach Situation in unserem Leben übernimmt der eine oder andere Persönlichkeitsanteil die Führung, und wir verhalten uns so, wie es diesem Anteil entspricht – aber vielleicht nicht der Situation und unserem Alter – so wie in unserem Beispiel.
 
An diesem Punkt setzt die Systemische Therapie mit der Arbeit mit dem Inneren Team an mit dem Ziel sich diesen Persönlichkeitsanteile imaginativ und körperlich bewusst zu werden, sie zu verstehen und sie an ihrem Platz im Ich zu integrieren, so dass sie nicht mehr durch extreme oder scheinbar destruktive Verhaltensweisen agieren müssen. Dabei liegt das Augenmerk besonders darauf, verletzten  Anteilen liebevoll zu begegnen und ihnen einen sicheren Ort im Selbst zu schaffen sowie ungeliebten oder angsteinflößenden Anteilen einen sinnvollen Platz im Inneren Team zu geben, so dass sie als Ressource wirken können. Auf diesem Wege können die Anteile in harmonischen Beziehungen zueinander existieren und wir erhalten mehr Zugang zu unserem Selbst, unserem inneren Kern, der über Ur-Vertrauen, Sicherheit, Mitgefühl verfügt.

Schritte in der Arbeit mit dem Inneren Team in der Systemischen Therapie

Die Arbeit mit dem inneren Team in der Systemischen Therapie besteht nach Aufbau einer stabilen Beziehung zwischen dem Therapeut und dem Klienten aus folgenden aufeinander aufbauenden Schritten:
 
1. Kontaktaufnahme
Die Systemische Therapie geht davon aus, dass jeder Anteil seine Daseinsberechtigung hat und gekommen ist um zu helfen und keiner von ihnen kann einfach abgeschafft oder wegtherapiert werden. Daher ist es wichtig mit den einzelnen Anteilen des Inneren Teams in Kontakt zu gehen, sofern diese bereits im Bewusstsein sind. Es gibt aber auch Anteile, die überwiegend unbewusst arbeiten, dann kann auch Hypnose eingesetzt werden. Der Therapeut und der Klient kommunizieren dann mit dem Anteil  wie mit einer eigenständigen Persönlichkeit, dies kann auf direkte oder indirekte Weise erfolgen. 
 
Dabei kann es hilfreich sein, den Anteilen Namen zu geben: „der Einfühlsame“, „der Kritiker“, „der Antreiber“, „der Wächter“, „der Revoluzzer“, „das ängstliche Kind“ oder „die wütende Jugendliche“. 
 
Manche Persönlichkeitsanteile lassen sich besser mittels kinästhetischer Ausdruckstechniken kontaktieren. So kann ein Klient seine Anteile in Form von Zeichnungen, Skizzen oder Skulpturen zum Ausdruck bringt. Oder er kann sie durch Steine, Kissen, Kegel oder anderen passende Gegenstände symbolisieren. Es ist auch möglich einen Brief an einen Persönlichkeitsanteil zu schreiben oder eine Art Tagebuch mit dem Anteil zu führen.
 
2. Akzeptanz und Informationsgewinnung
Für die weitere Arbeit mit dem Inneren Team ist es wichtig, dass der Klient bisher störend empfundene Anteile als wichtigen Bestandteil seiner Persönlichkeit akzeptiert. Die Würdigung des Einsatzes und die Ergründung der Ziele machen den Anteilen ein hilfreiches Wirken im Zusammenspiel mit den anderen Persönlichkeitsanteilen im Inneren Team möglich.  Es ist wichtig, auch abgespaltene oder unerwünschte Anteile als wertvolle Ressourcen anzunehmen. 
 
Neben dem Einzeldialog mit den Persönlichkeitsanteilen sieht die Arbeit mit dem Inneren Team in der Systemische Therapie aber auch die systemische Aufstellung vor. Alternativ können auch alle Persönlichkeitsanteile an einen innerbildlichen eingerichteten Konferenzraum eingeladen werden in dessen Mitte ein runder Tisch steht. Auch wenn anfangs nicht alle Anteile an den Tisch kommen, kann man mit dem Inneren Team einen Konflikt oder eine Unklarheit besprechen. Jeder Anteil wird der Reihe nach gefragt, was er fühlt, denkt, machen würde und welche Absichten er hat. Oft ergibt sich ein Dialog zwischen den Persönlichkeitsanteilen, der vom Therapeut oder einem „Beobachter“ moderiert wird.
 
3. Integration über Versorgen und Gefühlsregulation des Inneren Teams
Der auf diesen Weg entstandene innere Dialog und die Kooperation der einzelnen Anteile ermöglicht es Informationen über das zugrunde liegende Geschehen oder auch Trauma zu sammeln. Der Klient kann nun beginnen abgespaltene Persönlichkeitsanteile mehr zu berücksichtigt und zu versorgt, dass heisst dem Anteil das zu gegeben was damals oder bisher gefehlt hat. Das reicht von Mitgefühl und Verständnis über Trost bis hin zum Kreieren eines sicheren Ortes oder einfach dem freien Ausdruck eines Gefühls. Auf diesem Weg können die Gefühle des Anteils reguliert werden, er wird gestärkt und kann schrittweise integriert werden indem er einen sinnvollen Platz im Inneren Team einnimmt, so dass er als innere Ressource oder als innerer Helfer wirken kann. Dabei kann in der Arbeit neben der  Methode der Visualisierung und der  Arbeit mit Symbolen auch Rituale sowie kreative Elemente eingesetzt werden.
 
Wie wir sehen, bietet die Arbeit mit dem Inneren Team in der Systemischen Therapie mit ihrer visuellen Kraft die Möglichkeit innere Konfliktsituationen aufzulösen, neue Lösungen zu entwickeln und Entlastung zu schaffen.  Hinsichtlich unseres Beispiels am Anfang könnten wir all die Stimmen an einen inneren Konferenztisch bitten und mit jedem einzelnen einen inneren wertschätzenden Dialog führen und so verhandeln, dass alle zusammen in der Lage sind, dem Plan zu folgen sich etwas Gutes zu tun und das mit einem harmonischen Gefühl!

Wenn auch Du Deine Innere Zerrissenheit überwinden möchtest indem Du Dein Inneres Team stärkst, dann schau doch in der Ressourcenbibliothek vorbei oder buche einen Termin zu einer Einzelsitzung. Ulrike zeigt Dir wie Du leicht in Kontakt mit Deinen Persönlichkeitsanteilen kommst und  somit zu mehr Einklang mit Dir selbst.

Ich bin Ulrikes Assistentin, Sandra