Diplom-Psychologe-Psychologin-Ulrike-Duke-Selbstheilung-EMDR-Wing-Wave-Blockaden-loesen-Augenbewegungen-selbstbewusst-negative-Emotionen-verarbeiten-Coaching-REM-Schlaf-Zufriedenheit

Augenbewegungen zur Selbstheilung

Die Methoden EMDR & Wing Wave ganz einfach erklärt

Gastbeitrag von Assistentin Jona

Wenn Psychotherapeuten plötzlich anfangen mit den Händen vor den Augen des Patienten herumzuwedeln. Spinnen die? Nein! 

In der Psychotherapie gilt das Aktivieren beider Gehirnhälften mithilfe von schnellen Augenbewegungen mittlerweile sogar als eine beliebte Methode zur besseren Verarbeitung von Informationen. Mit ihr können Vergangenes und negative Emotionen besser aufgearbeitet, verarbeitet und mental eingeordnet werden. Das hört sich zunächst etwas ungewöhnlich an, wirkt aber ziemlich gut. Ich erkläre Dir in diesem Artikel, wie diese Technik funktioniert und stelle Dir zwei verschiedene Formen dieses Prinzips vor: EMDR und Wing-Wave.

Warum funktionieren Techniken wie EMDR & Wing Wave?

 „Wenn wir nicht länger in der Lage sind, eine Situation zu ändern, sind wir gefordert, uns selbst zu ändern.“ – Dr. Viktor Emil Frankl

Der REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement) ist eine Phase im Schlaf, bei der wir viele schnelle Augenbewegungen machen. Diese Bewegungen dienen dazu, dass wir Erlebtes besser verarbeiten und ordnen können. Durch das ständige Hin- und Herbewegen der Augen werden alle Teile im Gehirn aktiviert und für die Informationsverarbeitung verwendet. Dadurch findet außerdem eine bilaterale Stimulation statt. Es kommt also zu einer besseren Zusammenarbeit der einzelnen Hirnareale bei der Verarbeitung von Ereignissen, Emotionen und Erlebnissen.
 
Bei den beiden Techniken EMDR und Wing-Wave werden ähnliche Augenbewegungen genutzt wie im REM-Schlaf. Diese schnellen Augenbewegungen nennt man Wache-REM-Phasen, da sie beim wachen Patienten künstlich erzeugt werden. Der Patient soll nämlich mit seinem Blick einem Finger oder einer Hand folgen, welche schnell vor seinen Augen hin und her bewegt wird. Dadurch entsteht der gleiche Effekt wie im REM-Schlaf: Informationen werden besser verarbeitet und miteinander verknüpft.

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)

EMDR ist eine Technik, bei der die eigenen Augenbewegungen zur Verarbeitung und Desensibilisierung von negativen Informationen genutzt werden. Diese Technik wurde Ende der 80er Jahre von Dr. Francine Shapiro entwickelt. Nach der Trauerfeier zum Tode ihrer Mutter saß sie damals im Zug und schaute aus dem Fenster. Schnell bemerkte sie, dass sich durch das Hin-und Herbewegen ihrer Augen auf die schnell vorbeiziehende Landschaft ihre Trauer immer mehr verringerte. Und so wurde das Prinzip EMDR geboren.
 
EMDR wird als psychotherapeutische Methode bei Traumata und Posttraumatischen Belastungsstörungen angewandt. Der/die Therapeut*in hält einen Finger vor den/die Patienten*in, welchem*r dieser mit seinem Blick folgen soll. Der/die Therapeut*in bewegt seinen/ihren Finger dann von links nach rechts. Auf diese Weise findet also eine bilaterale Stimulation statt. Wie bereits erwähnt, sorgt diese Stimulation nicht nur dafür, dass die belastenden Erinnerungen besser verarbeitet werden, sondern auch, dass Selbstheilungskräfte im Gehirn aktiviert werden. 
Diese Behandlungsmethode wurde mittlerweile weiterentwickelt, sodass nicht nur die Augenbewegungen zur bilateralen Stimulation genutzt werden. Es können zum Beispiel auch Töne abwechselnd rechts und links vom Patienten abgespielt werden. Eine weitere Möglichkeit ist auch das Klopfen oder Berühren der rechten und linken Körperseite im Wechsel. Hier können zum Beispiel die Schultern oder die Außenseiten der Oberschenkel genutzt werden.
 
Erkenntnisse der Lernpsychologie können hier genutzt werden. So ist bekannt, dass nicht Jede*r auf die selbe Modalität gleich reagiert. Manche*r ist eher ein auditiver Typ und hört Hörbücher oder kann Vorlesungen gut folgen, ein*e andere*r braucht etwas Visuelles. Das ist hier prinzipiell ähnlich. Es lohnt sich also, die verschiedenen Modalitäten für sich durchzuprobieren.
 

Wing-Wave-Methode

Die Wing-Wave-Methode wird eher im Bereich Coaching und Selbstentwicklung eingesetzt, um sich-selbst-einschränkende Blockaden zu lösen.
 
Bei der Wing-Wave-Methode wird mit einem Muskeltest, dem sogenannten Myostatiktest, zunächst herausgefunden, welche Trigger den/die Patienten*in überhaupt beschäftigen. Der/die Patient*in wird mit unterschiedlichen thematischen Reizen konfrontiert und es wird die Muskelleistung gemessen. Zeigt der/die Patient*in bei einem Thema eine schwächere Muskelleistung als bei anderen, kann dieses Thema als Trigger herangezogen werden, woran gearbeitet werden muss.
 
Wenn beispielsweise eine Prüfungsangst besteht, wird diese Angst aufgespalten, damit herausgefunden werden kann, welcher Teil der Prüfungssituation besonders schlimm für den/die Patienten*in ist. Ist die Muskelleistung beim Patienten eher schwächer, wenn an die Autorität der Professoren, die die Prüfung stellen, gedacht wird? Oder eher beim Gedanken daran, eine schlechte Note mit nach Hause zu bringen?
 
Dann soll der/die Patient*ie diesen Trigger auf einer Skala nach Unbehagen und Unwohlsein einordnen. Danach wird ermittelt, wo genau im Körper dieser Trigger seine Auswirkungen zeigt (zum Beispiel eine Enge im Hals) und mit welchen Emotionen dieser Trigger einhergeht. Ist es eher Wut, Angst oder doch Scham?
Nachdem die Trigger und die entsprechenden Emotionen klar sind, beginnt die Verarbeitung dieser. Wie der Name der Wing-Wave-Methode bereits besagt, winken die Therapierenden vor den Augen des/der Patienten*in hin und her. Diese*r soll dabei an seinen eigenen Stresstrigger denken und gleichzeitig der Hand des Coaches folgen. Dadurch entstehen sehr schnelle Augenbewegungen, durch diese die schlechten Emotionen verarbeitet und anschließend gelöst werden, sodass keine mentalen Blockaden mehr vorhanden sind.
 
Beide Methoden funktionieren wirklich sehr gut und bringen sehr schnell Erfolge. Bereits nach einer Sitzung kann eine deutliche Verbesserung der Emotionen festgestellt werden. Auch alleine kann diese Technik gegen belastende Gedanken und schlechte Stimmung genutzt werden. Zwar sollte bei einem richtigen Trauma lieber ein Profi aufgesucht werden, bei kleineren Problemen jedoch kann man es bei sich selbst ausprobieren.

Kleine Selbstanleitung

Entweder bist Du gerade in einer schlechten Stimmung oder Du denkst an etwas, was Dich sehr gestört hat. Während Du fest daran denkst, überkreuze Deine Arme vor Dir und beginne schnell im Wechsel an die Außenseiten Deiner Oberschenkel zu tappen. Du kannst auch mit Deinen Augen immer abwechselnd nach links und rechts schauen oder aber abwechselnd überkreuzt auf Deine Schultern tappen. Es gibt viele Möglichkeiten, diese Technik anzuwenden. Finde heraus, was für Dich persönlich am besten klappt!
 
Wenn Du Dich für Selbstheilungspraktiken interessierst, dann schau doch mal in diesen Artikel rein. Hier ist erklärt, wie Du ganz einfach die heilende Wirkung von Klopftechniken bei Dir anwenden kannst:
Bild-Jona

Ich bin Ulrikes Assistentin, Jona Mahlberg.