"Ich kann das eh nicht!" - von erlernter Hilflosigkeit zur mehr Wohlbefinden
Gastbeitrag von Assistentin Sandra
Kennst Du das auch? Du hast eine neue Herausforderung vor Dir, vielleicht ein Date mit einem coolen Typen, den Du im Online-Chat kennengelernt hast, und jetzt denkst Du “Das kann ich eh nicht!”? Nach den letzten Treffen, die Du hattest, haben sich die Männer nicht mehr gemeldet bzw. haben dich im Chat geblockt? Jetzt fühlst Du Dich klein, unbedeutend und unfähig, ja sogar vielleicht hilflos ausgeliefert? Möchtest aber bei dem neuen Treffen entspannt, gelassen und witzig rüber kommen?
Theorien der erlernten Hilflosigkeit nach Seligmann
Der amerikanische Psychologe Martin Seligman hat im Rahmen seiner Forschung zur Depression seine Theorie der Erlernten Hilflosigkeit formuliert um bestimmte Formen der menschlichen Depressionen zu erklären. Die Annahme des Modells ist, dass eine Person, die durch wiederholte negative Ereignisse die Überzeugung entwickelt, eine Situation nicht durch eigene Handlungen beeinflussen zu können, und als Folge neue Situationen als unabhängig von ihren Handlungen wahrnimmt. Dadurch erfährt die Person Kontrollverlust, da sie sich in den Situationen hilflos fühlte und sich für diesen negativen Zustand allein verantwortlich fühlte. Durch diesen Lernprozess entstehen motivationale, emotionale und kognitive Effekte der Unkontrollierbarkeit. Der Zustand der gelernten Hilflosigkeit ist durch Passivität und Teilnahmslosigkeit bis zur Depression gekennzeichnet. Nach Seligman ist der zentrale vermittelnde Mechanismus die Ursachenzuschreibung in Form der Attributionsstile. Wenn also aversive Ereignisse von einem Individuum als sehr bedrohlich und negativ aufgefasst werden, kann es häufig zu Ursachenzuschreibungen kommen, die negative Auswirkungen haben.
Was sind Attributionsstile nach Seligmann?
- Dimension: Umstände können internal, d.h. auf die eigene Person bezogen werden, oder external auf die äußeren Umstände oder die Situation. Das bedeutet, wenn Du eine Prüfung nicht bestanden hast, würdest Du Deinen Misserfolg mit einem internalen Attributionsstil auf Dich als Person attribuieren, indem Du meinst nicht genug für die Klausur gelernt zu haben. Würdest Du den Misserfolg external attrribuieren, glaubst Du, dass Dein Lehrer eine wirklich schwierige Klausur gestellt hat.
- Dimension: Die Ursache für ein Ereignis kann für eine breite Klasse von Ereignissen gelten, das ist die globale Attribution. Andernfalls kann die Ursache aber auch nur für ein einzelnes Ereignis gelten, so dass der Attributionsstil spezifisch ist. Im Falle der nichtbestandenen Prüfung würde eine globale Attribution bedeuten, dass Du glaubst generell für das Studium nicht geeignet zu sein. Bei einer spezifischen Ursachenzuschreibung bist Du davon überzeugt, dass es einfach nur an dem Fach lag, mit dem Du dir schwer tust.
- Dimension: Darüber hinaus wird noch die zeitliche Ursache betrachtet, dass heisst, ist die Ursachenzuschreibung stabil oder instabil, das heisst veränderlich und somit nur vorübergehend. Bei der Prüfung würdest Du bei einer stabilen Attribution annehmen, dass Du in diesem Fach nie gut sein wirst und dass dies so bleibt. Im Falle des veränderlichen Interpretationsstiles gehst Du davon aus, dass die Kopfschmerzen, die Du am Prüfungstag hattest zu der schlechten Leistung geführt haben.
Wie Dein Attributionsstil Dein Wohlbefinden beeinflusst
Pessimistischer Attributionsstil als Risikofaktor für erlernte Hilflosigkeit
- “Ich bin nicht extrovertiert genug gewesen, um gut rüber zu kommen.” (internal)
- “Ich bin einfach unattraktiv für die Männer.” (global)
- “Ich werde nie einen Mann finden, der mich mag.” (stabil)
- “Das war einfach ein unglücklicher Match der Online-Platform.” (external)
- “Der Typ wusste auch nicht genau was er wollte. (spezifisch)
- “Er war an dem Abend in schlechter Stimmung.” (instabil)