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Mit Achtsamkeit bei jeder Aufgabe glücklich sein

Achtsamkeit und Gefühle

Eine gewagte These, die ich Dir heute vorstelle! In anderen Artikeln (Achtsamkeit im Alltag – Bewusst leben, mehr und besser fühlen und Prokrastinieren – 6 Tipps bei Aufschieberitis) habe ich das schon ein bisschen angerissen, heute möchte ich noch einmal genauer darauf eingehen! Eines meiner Lieblingsmottos ist: Jede Tätigkeit kann ich mit Freude erledigen. Jede Tätigkeit? Ja jede. Mit Achtsamkeit kann ich bei jeder Aufgabe glücklich sein.

Mich beim Nörgeln ertappen

Heißt das, dass ich automatisch total glücklich durch die Gegend renne und mich über alles mögliche freue? Nein, das heißt es nicht. Immer wieder erwische ich mich in Momenten, in denen ich ungeduldig werde, etwas anderes machen möchte und in denen ich meine Gedanken höre, wie sie mir sagen, dass das jetzt wirklich reine Zeitverschwendung ist, sich nicht gut anfühlt, nicht der Grund ist, warum ich lebe, etc..

Zum Beispiel kann es sein, dass ich mich im Gespräch mit meinem Gegenüber dabei ertappe, wie ich mir denke: “Jetzt komm doch mal zum Punkt. Ich möchte endlich weitermachen. Und das, was du mir gerade erzählt interessiert mich eigentlich gar nicht bzw. hält mich von meiner eigentlich wichtigeren Tätigkeit ab.” – Wichtiger? Echt? Was könnte wichtiger sein als dieser Moment? Was läuft mir davon außer diesem Moment, dem einzigen, in dem ich das Leben wirklich erfahren, riechen, schmecken, sehen und fühlen kann?

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Atmen und den Moment genießen

Wenn ich mich dabei ertappe, dann atme ich einmal tief durch und spüre in mich hinein. Beim Ausatmen lächle ich. Ich schaue mein Gegenüber an und spüre, was er mir bedeutet. Ich nehme ihn wahr, wie er vor mir sitzt, fühle wie seine Emotion von ihm ausstrahlt und lasse mich auf ihn ein, ohne seine Emotion zu meiner zu machen, aber mit einem offenen Herzen. Ich spüre wieder seinen Wert (Ich gebe ihm seinen Wert nicht wieder zurück; den hat er ja immer ganz unabhängig von mir.)

Das mag jetzt sehr einleuchtend sein, wenn es um die Beziehung zweier Menschen geht. Dasselbe Prinzip lässt sich auf jeden Moment anwenden.

Der Tag ist voller Einladungen wieder in meinem Leben anzukommen

Im Auto zum Beispiel. Ich habe es eilig und der vor mir kennt wohl die örtlichen Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht!! Ich fahre hier immer 115 km/h, ok, das ist über der eigentlichen Geschwindigkeitsbegrenzung, aber ich kenne mich hier ja auch aus! Und der Lahm… vor mir ist mit 70 unterwegs. “Mann, dann fahr halt mal rüber, Du liebenswerter Mensch!”, denke ich mir und mein Blutdruck steigt.

Auch hier kann ich durchatmen. Ich kann den Moment, der mich nervt als Einladung sehen, wieder in meinem Leben – in diesem jetzigen Moment anzukommen. Ich kann den Mann in dem LKW vor mir verteufeln und verfluchen, kann ihm eng auf dem Hintern sitzen und einige Male in unübersichtlichen Situationen ein Überholmanöver antäuschen (“Jetzt bringt der mich auch noch dazu an gefährlichen Stellen überholen zu wollen.” Der Blutdruck steigt weiter – Doch Moment! Er bringt mich dazu? Echt?). Oder ich kann die Einladung annehmen, durchatmen, lächeln und mir bewusst werden, was alles um mich herum ist. Vielleicht scheint gerade die Sonne, vielleicht ist es nebelig und das Tal liegt still vor mir, vielleicht kann ich auch die kleinen oder großen Regentropfen auf meiner Windschutzscheibe beobachten und hören. Wie herrlich! Danke, lieber LKW-Fahrer, dass Du mich wachgerüttelt hast!

Wenn mein Hirn keine Lust hat, wieder in den Körper spüren

Was ist nun mit den anderen Tätigkeiten? “Abspülen z.B. ist so unsagbar nervig”, sagt mein Hirn. “Immer wieder steht da so viel Mist in der Spüle. Wie sammelt der sich überhaupt an?? Scheint ja ganz magisch plötzlich da zu stehen.” und dann der Moment in dem ich mich ertappe, atme und lächle, mich wieder das besinne, was gerade wirklich ist, und merke wie genial sich Abspülen eigentlich anfühlt. Das warme Wasser auf meinen Händen, die angenehme duftende Seife (deine duftet nicht oder macht die Haut kaputt? Such Dir eine, die für Dich passt! :)).

Den Moment wahrnehmen, Sorgen loslassen

Vom Abspülen ist der Sprung in die Dusche nicht mehr weit. Dort kommen einem morgens die tollsten Gedanken! Von “Ich bin ja so müde!” über “Schon wieder so ein Tag.” hinzu dem unermüdlichen Antizipieren (im Vorhinein Vorstellen) aller am Tag zu erledigenden Aufgaben, nerviger Menschen und möglicher Auseinandersetzungen, denen man sicher (?!) begegnen wird, etc.. Auch hier kann ich mich ertappen. Kann aufwachen aus meinem Gedankenwirrwarr von unklaren Zukunftsvorstellungen, die mir den Tag schon vorher madig machen, und den Moment genießen. Das Wasser, die Wärme, meinen Körper – hier und jetzt.

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Alle Tätigkeiten können mich ins Leben zurückbringen

Das mit dem Ertappen geht in jeder Situation, ob beim Putzen, beim Zähneputzen (fühlt sich echt spannend an, wenn man denn mal hinfühlt), beim Autofahren, beim Laufen von A nach B, bei der Gartenarbeit, sitzend, liegend, stehend…

In der Zwischenzeit lebe ich dann mal!

Das Laufen von A nach B ist besonders gut geeignet, um wieder aufzuwachen, da wir uns irgendwie in einer Zwischenzeit befinden und dem Moment des Laufens in der Regel keinen besonders wichtigen Part bei messen. Schließlich wollen wir ja von hier (hier war was Wichtiges gewesen, z.B. fertig machen für die Arbeit) nach da (da geht dann das Leben weiter und die “eigentlichen” Aufgaben warten dort auf uns oder auch der Spaß, wenn wir z.B. auf dem Weg zu einem Konzert sind). Im Moment sind wir aber unterwegs. 

Trotz des starken Fokus auf das Kommende kann es sich lohnen, mich wahrzunehmen, die Vögel, die vorbeiziehende Landschaft, die Sitzheizung im Auto, meine Schritte auf dem Asphalt, meinen Hintern auf dem Fahrrad, alles, was jetzt gerade ist.

Unter Umständen kann ich diesen Moment vielleicht sogar noch mehr genießen, als das Konzert, zu dem ich unterwegs bin. Vielleicht habe ich mir auch gerade Sorgen gemacht, um das, was auf der Arbeit auf mich zu kommen KÖNNTE. Jetzt genieße ich den Weg, vergesse die Sorgen und auf der Arbeit angekommen sieht es entweder ganz anders aus als ausgemalt oder aber ich habe noch einmal Kraft tanken können für die auf mich wartende Herausforderung.

Mich an den Moment erinnern oder meine Vorliebe für Blitzer

Am Anfang kannst Du Dich daran erinnern, bald wird es immer natürlicher innezuhalten, die Gedanken zu checken und sich dann auf das zu konzentrieren, was gerade wirklich da ist.

Mich haben meine Strafzettel immer geärgert. Und dass nicht mal so sehr, weil ich geblitzt worden bin, sondern wegen dem Gefühl, wenn der Blitz mich erwischte und dem Bild, auf dem ich nicht sehr glücklich, sondern eher gehetzt und angespannt aussah. Immer wenn ich jetzt einen Blitzer sah, den ich kannte, habe ich mich angenehm hingesetzt und gelächelt, egal ob als Fahrer oder Beifahrer. Wenn ich jetzt einen Blitzer passiere, den ich gar nicht kenne, reagiere ich ganz automatisch mit einem Lächeln und ich richte mich innerlich auf und entspanne mich gleichzeitig. So freue ich mich jetzt jedesmal, wenn ich einen Blitzer sehe, weil er mir hilft, wieder in den Moment und zu mir zu kommen.

Es muss nicht der Blitzer sein, aber suche Dir mal eine Tätigkeit heraus, in der Du ab heute einfach mal bewusst dabei bist und überlege Dir eine Sache, die Dich daran erinnern kann, wieder zu atmen und den Moment zu genießen.

Carpe diem,

Ulrike Duke