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Das ist doch irre! Über psychische Erkrankungen und deren Enttabuisierung

Gastbeitrag von Assistentin Janina
Studien zufolge leiden etwa ein Drittel aller Menschen im Laufe ihres Lebens an einer psychischen Krankheit. Im Allgemeinen versteht man darunter ein Ungleichgewicht im menschlichen Fühlen, Erleben und Verhalten, welches intensiv sowie lang andauernd ist. Solch psychische Erkrankungen werden in der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) sowohl definiert als auch klassifiziert. Ihr kennt diese Klassifizierungen sicherlich alle durch die Codes auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen, da in der ICD sämtliche anerkannten Krankheiten klassifiziert und codiert werden.

Ursachen und Folgen

Psychische Krankheiten sind oftmals Grund dafür, gesunde Lebensjahre zu verlieren und auch die Lebenserwartung kann sich für Betroffene um ganze zehn Jahre verringern. Zudem sind sie die Ursache für 50% – 90% aller Suizide in Deutschland. Diese Zahlen sind erschreckend, besonders auch deswegen, da es Jeden treffen kann, auch wenn es individuell unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten gibt, an einer psychischen Störung zu erkranken. Die Gründe sind ganz unterschiedlich. Oftmals spielen mehrere Faktoren eine Rolle (Persönliches, Soziales, Genetik). Wie eingangs bereits erwähnt, sind Betroffene von psychischen Erkrankungen nicht allein: fast jeder dritte Mensch ist mittlerweile psychisch erkrankt! Je mehr die Zahlen steigen, desto wichtiger wird die Prävention und Gesundheitsförderung. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind bedeutend und ausschlaggebend für den weiteren Verlauf der Krankheit. Dies ist jedoch oftmals noch ein Problem.

Gesellschaftliche Stigmatisierung

Viele Betroffene trauen sich oftmals noch immer nicht über ihr psychisches Leiden offen zu sprechend und entsprechende Hilfe aufzusuchen. Scham und Angst vor Ausgrenzung oder Vorurteilen sind meist der Grund hierfür. Allein der Begriff psychische Störungen bietet für Einige eine gewisse Angriffsfläche: Betroffene seien gestört, nicht ganz richtig im Kopf. Zudem halten sich weiterhin Gerüchte und Mythen über verschiedenste psychische Erkrankungen, beispielsweise, dass an Schizophrenie Leidende gefährlich seien und an Depression Erkrankte eben schwach seien.

Kriterien für das Vorliegen einer psychischen Krankheit

Um festzustellen, ob tatsächlich eine psychische Störung vorliegt, können gewisse Kriterien herangezogen werden. Zum Einen liegt eine Selbst- oder Fremdgefährdung vor. Zum Anderen existiert ein Leidensdruck – sowohl bei dem/der Betroffenen selbst, als auch bei Angehörigen und Freunden. Darüber hinaus gilt es zu prüfen, ob die bestehenden Problematiken als fremder oder selbstverständlicher Teil des eigenen Funktionierens verstanden werden.

Klassifizierung und Verteilung in Deutschland

Im 5. Kapitel der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD), derzeit in 10. Revision aktuell (ICD-10), werden psychische Erkrankungen klassifiziert und codiert.
 
Unter den psychischen und Verhaltensstörungen werden in der ICD-10 Störungen der psychischen Entwicklungen inkludiert. Folgende Kategorien werden unterschieden:
  • Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen
  • Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
  • Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
  • Affektive Störungen
  • Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
  • Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren
  • Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
  • Intelligenzstörung
  • Entwicklungsstörungen
  • Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
  • Nicht näher bezeichnete psychische Störungen
In Deutschland sind (unabhängig vom Geschlecht) laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) im Jahr 2018 Angststörungen die häufigste psychische Erkrankung, gefolgt von unipolaren Störungen/ Depressionen, welche den affektiven Störungen zuzuordnen sind. Weiter nennt die Fachgesellschaft mit absteigender Häufigkeit Störungen aufgrund von Alkohol- und Medikamentenkonsum, Zwangsstörungen, Somatoforme Störungen, psychotische Störungen, posttraumatische Belastungsstörung, bipolare Störungen sowie Essstörungen. Daher werden diese in weiteren Beiträgen nach und nach näher vorgestellt. So sollen die verschiedenen Krankheiten mit ihren spezifischen Kriterien einfach erklärt werden, um so den Mythen entgegenzuwirken und die bestehenden Stigmatisierungen möglicherweise zu reduzieren.

Hilfe holen!

Wenn auch Du das Gefühl hast, an einer psychischen Krankheit zu leiden, Du Dich nicht traust, darüber zu sprechen, oder Angehörige sowie Freunde vielleicht betroffen sind, suche Dir Hilfe!
 
Gerne kannst Du eine Einzelsitzung buchen!

 

Ich bin Ulrikes Assistentin, Janina