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Konformität - Lerne, gegen den Strom zu schwimmen

Gastbeitrag von Assistent Carl Klaus
Wir alle haben uns schon einmal in einer Situation befunden, in der sich unsere Meinung von der gängigen Gruppenmeinung unterschieden hat. Egal, ob es eine Kleinigkeit betroffen hat wie eine Debatte, ob Ananas auf der Pizza gut ist (was auf jeden Fall stimmt :D) oder die Politik betreffend. Eine andere Meinung zu vertreten kann sich oft unangenehm anfühlen, weil wir von den anderen Gruppenmitgliedern gemocht werden möchten, und wir sie nicht verärgern wollen.
 
Konformität – oder so zu handeln, wie die anderen, um nicht negativ rauszustechen. Das hört sich in unseren Ohren sehr negativ an. Wir wollen nicht konform handeln, schließlich definieren wir uns ja als einzigartige Individuen mit freiem Willen.
 

Warum handeln wir Konform?

Der Mensch neigt zur Konformität – schon immer.  Auf der einen Seite ist es einfach bequemer, nicht gegen den Strom zu schwimmen, auf der anderen Seite, weil der Mensch ein soziales Wesen ist. Sich so zu verhalten wie die Anderen gibt uns ein Gefühl von Sicherheit. Und es fühlt sich richtig an. Wir sind von Geburt an Herdentiere, keine Einzelkämpfer.
Irgendwie ist es schon ein Widerspruch an sich: auf der einen Seite wollen wir einzigartig sein, uns von den anderen abheben. Aber auf der anderen Seite gibt es nichts Schlimmeres als ein Sonderling, ein Eigenbrötler zu sein. Wo ist die goldene Mitte zwischen den beiden Extremen?
 
Konformität ist schon verlockend – schließlich kann man so gut Konflikte verhindern. Nicht-Konformisten werden auch schnell bestraft. Egal ob es kleine soziale Sanktionen sind (ein abfälliger Blick, ein blöder Kommentar), oder ob es direkt einen sozialen Ausschluss aus der Gruppe bedeutet.
 
Ist Konformität etwas Schlechtes? Eigentlich scheint sie ja etwas sehr Natürliches zu sein: sich nicht anderen in den Weg stellen, die Harmonie der Gruppe nicht zerstören, die Meinung anderer (für den Anschein) teilen.
Konformität ist nicht grundsätzlich schlecht – gefährlich wird sie erst dann, wenn man gegen seine eigenen Grundsätze verstößt, und anfängt, die Meinungen und Taten der Gruppe bedingungslos zu teilen, ohne sie zu hinterfragen. Wenn man anfängt an Denkfaulheit zu leiden. Oder bewusst die Augen schließt und wegschaut. An der Stelle fallen uns allen bestimmt zahlreiche Beispiele aus der Geschichte ein, bei denen Konformität fatale Folgen hatte.
Bestimmt fällt Dir ein Beispiel ein, wo Du Deinem/ Deiner Chef(in) am liebsten widersprochen hättest – wo er/sie Deiner Meinung nach total daneben lag, Du aber nichts gesagt hast. Schließlich ist Dein(e) Chef(in) ja eine wichtige Autoritätsperson für Dich.
Generell fördern viele Firmen Konformität: sie wollen eine starke Einheit, keine Querdenker. Auch durch einheitliche Arbeitskleidung wird diese Konformität an vielen Arbeitsplätzen gefördert und oft empfinden wir das nicht mal als negativ. Im Gegenteil – wir identifizieren uns oft sehr stark mit ihr.
Geht Konformität auf Kosten unserer Individualität? Das ist eine gute Frage. In meinen Augen schon. Schließlich gibt es in vielen Bereichen schon lange die “richtigen” Entscheidungen: Die richtigen Parteien, die richtigen Fernsehsendungen (ZDF Heute Journal, Tatort um 20 Uhr…), die richtigen Essenszeiten, die richtige Bildung…. Natürlich sind das alles nur Tendenzen, keiner wird aus der Gesellschaft ausgeschlossen, weil er sich für eine Tierdoku statt dem Tatort entschieden hat. Aber vielleicht wird er trotzdem von seinen Arbeitskollegen am nächsten Tag bestraft, indem sie sich ausgiebig über diesen unterhalten. Und jemand, der keinen “vernünftigen” Job zu haben scheint, wird schnell belächelt.
 

Kann man sich gegen Konformität wehren?

Konformität kann schlecht sein – das können wir auf jeden Fall so festhalten. Aber kann man sich als Einzelperson überhaupt gegen eine größere Gruppe stellen? Hat man als Außenseiter eine Chance gegen den Strom der Mehrheit zu schwimmen, und heil davon zu kommen? Oder sogar die Majorität von der eigenen Meinung überzeugen?
 
Der Schlüssel zum Erfolg ist Kontinuität. Wenn man kontinuierlich dieselbe Meinung vertritt – und das selbstbewusst und mit guten Argumenten – dann kann man auf Akzeptanz stoßen. Vielleicht sogar den ein oder anderen zum Umdenken bewegen.
Auch hier kann man auf zahlreiche Helden aus der Geschichte verweisen – z.B. Ghandi, die Geschwister Scholl, Greta Thunberg…. – alle diese Personen vertraten/ vertreten Meinungen, die bestimmt nicht überall auf Begeisterung trafen/treffen. Aber durch ihre Verbissenheit, ihre Meinungsbeständigkeit und ihre Passion konnten sie viele Leute zum Umdenken bewegen sowie eine Veränderung erreichen.
 
Diplom-Psychologin Ulrike Duke deine Vision vom Leben Schwimme gegen den Strom Stehe zu dir und für dich ein Selbstakzeptanz vertrete deine Meinung

Lerne, gegen den Strom zu schwimmen

Was ich Dir mitgeben möchte?? Du musst nicht immer konform sein.
Ich zum Beispiel musste mich lange von meiner Familie belächeln lassen, als ich als 12-jähriges Mädchen angefangen habe, vegetarisch zu leben. Meine Eltern stempelten dies nur als eine “Phase” ab, und nahmen meine Entscheidung nicht ernst. Im Gegenteil, sie verdrehten immer wieder die Augen, als ich mich am Abendbrot Tisch weigerte, das Fleisch zu essen, und stattdessen immer mehr auf meine Ernährung achtete. Am Anfang war es hart – keine Frage. Aber nun bin ich bereits seit 8 Jahren Vegetarierin und konnte sogar meine Mutter und meine Schwester für diese Ernährungsweise begeistern. Nicht durch persuasive Argumentation. Sondern weil ich konsequent zu meiner Entscheidung gestanden habe, und mich von der Meinung anderer nicht habe beeinflussen lassen. Auch wenn es bestimmt manchmal einfacher gewesen wäre, und bei vielen Klassenkameraden, Freunden und Familienmitgliedern eher akzeptiert gewesen wäre.
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Selbstbewusstsein- die Voraussetzung, um für seine Meinung einzustehen

Es ist wichtig, ein stabiles Selbst zu haben. Seine Meinungen und (moralischen) Grenzen klar zu definieren, und sie nicht für Harmonie oder Akzeptanz zu dehnen oder überzustrapazieren. Jemand mit einem gesunden Selbstbewusstsein muss keine Angst haben, auch mal eine andere Meinung zu vertreten. Denn wenn du immer nur versuchst, dich dem Strom der anderen anzupassen, verlierst Du Dich langsam. Und das wäre doch echt schade, oder nicht?
Und wenn Du Ananas auf der Pizza magst, dann steh verdammt nochmal dazu!

Ich bin Ulrikes Assistent, Carl Klaus.